Klicken Sie hier für die Online-Version
24.04.2025 
RETAIL Weekly by handelsjournalHDE - Handelsverband Deutschland
AUFREGER DER WOCHE
Sozialversicherungsbeiträge senken und bei 40 Prozent deckeln
 
Über Ostern wurde eine erschreckende Prognose bekannt: Nach Einschätzung des Forschungsinstitutes IGES ist innerhalb der kommenden zehn Jahre mit einem Anstieg der Belastung durch die Beiträge der einzelnen Sozialversicherungen von gut 42 auf 49 Prozent zu rechnen. Das kommt zwar nicht unerwartet, wirft aber ein Schlaglicht auf eine dramatische Situation: Die Sozialversicherungsbeiträge steigen demnach ungebremst weiter.
 
Das ist fatal. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Den Werktätigen in Deutschland bleibt damit immer weniger Geld – auch für den Konsum. Und der Faktor Arbeit verteuert sich immer weiter. Deshalb müssen die Arbeitskosten in Form der Sozialversicherungsbeiträge wieder unter die 40 Prozent-Grenze sinken. Wir brauchen also eine Entwicklung genau in die andere Richtung.
 
Ein Blick in den Koalitionsvertrag der kommenden Bundesregierung macht klar: Die Politik geht diese Herausforderung fatalerweise nicht entschlossen genug an. Ein klares politisches Statement zur 40 %-Obergrenze bei den Gesamtsozialversicherungsbeiträgen und eine damit verbundene Road Map zur langfristigen Sicherstellung eine 40%-Ziels fehlen weiterhin. Dabei ist klar: Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist akut gefährdet, wenn die Sozialversicherungsbeiträge weiter ansteigen. Ohne ein Gegensteuern der Politik ist davon auszugehen, dass die Beiträge immer weiter ansteigen. Das wäre fatal für Deutschland. Die Kaufkraft vieler Menschen würde weiter sinken.
 
Ein solcher Anstieg in allen Zweigen der Sozialversicherung muss durch einen verstärkten Zuschuss an Steuermitteln abgefangen werden. Alles andere würde dazu führen, dass der Faktor Arbeit in Deutschland noch teurer wird. Dies hätte unter Umständen auch den massenhaften Abbau an Arbeitsplätzen zur Folge. Die Zusage im Koalitionsvertrag, die tatsächliche Entwicklung des Beitrages und des Bundeszuschusses im Jahr 2029 zu evaluieren, ist vor diesem Hintergrund lediglich ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung. Mut und Kraft zu grundlegenden, notwendigen Änderungen fehlen jedoch, sind aber unbedingt nötig!
 
 
DIE GUTE NACHRICHT
Neue Bundesregierung in Sicht
 
Die Unsicherheiten sind groß: Ein US-Präsident, der seine Zölle so schnell anhebt und wieder senkt, dass der eine oder andere den Überblick verliert. Gleichzeitig geht der russische Angriffskrieg in der Ukraine weiter, die Situation im Nahen Osten bleibt fürchterlich. Und Deutschland hat angesichts all dieser Herausforderungen seit Wochen keine handlungsfähige Regierung mehr. Aus Handelssicht kein guter Cocktail, das ist nicht die Mischung, die die Konsumstimmung endlich wieder in die Gefilde der Vor-Corona-Zeit trägt.
 
Doch zumindest in Sachen Bundesregierung sieht es ja so aus, als ob sehr bald wieder entscheidungsfähige Amtsträger in Berlin sitzen. Schon alleine das Vorhandensein einer neuen Bundesregierung macht Hoffnung auf bessere Stimmung. Allerdings wird sich sicherlich keines der bestehenden Probleme allein dadurch lösen. Da muss die neue Bundesregierung dann doch auch beherzt handeln.

RAT UND TAT
Fitness-Check für den Onlineshop
Sie besitzen bereits einen Onlineshop oder bauen gerade einen auf? Mit dem Test des Mittelstand-Digital Zentrum Handel können Sie prüfen, wie fit Ihr Onlineshop ist und wo noch Handlungsbedarf besteht. Beantworten Sie dazu einfach einige Fragen auf der Homepage des Zentrums. Insgesamt geht es dabei um sieben relevante Kernbereiche: Aktivierung, Suche, rechtliche Informationen, Benutzerführung, Bestellung, Kundenbindung und Omnichannel. Wertvolle Erkenntnisse sind garantiert.
 
 
Weitere Informationen

IM GESPRÄCH
Ulrich Binnebößel
HDE-Abteilungsleiter Zahlungsverkehr
 
Herr Binnebößel, die kommende Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, dass bei Geschäften des Alltags künftig grundsätzlich auch mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden soll. Was bedeutet dies für den Handel?
Zunächst scheint es wenig Relevanz zu haben, da die weit überwiegende Mehrheit der stationären Handelsunternehmen bereits heute ein Zahlungsterminal auf der Ladentheke hat und damit den Kundenwünschen nachkommt.
 
Bei genauerem Hinschauen kommen allerdings Zweifel auf, ob der Weg einer gesetzlichen Verpflichtung zielführend ist. Zunächst muss man sich fragen, ob die zwangsweise Kartenakzeptanz ein gutes Signal ist in Zeiten, wo wir uns um den Rückgang der Barzahlung viel mehr Gedanken machen sollten und den Bargeldkreislauf effizienter gestalten müssten. Es sollte nicht um Zwang gehen. Vielmehr sollte die Angebotsseite betrachtet werden - mit dem Ziel, attraktive und kostengünstige Zahlungsarten zu fördern. Eine Verpflichtung der Akzeptanzseite nimmt hier eher den Druck für die Kartenanbieter heraus.
 
Welche Ziele verfolgen die Parteien mit der gesetzlichen Akzeptanzpflicht für Karten?
Das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel ist eine „echte Wahlfreiheit“ für Kunden. Jeder soll weiterhin selbst entscheiden können, wie er bei Geschäften bezahlt. Allerdings müsste dann im Zweifel auch gesetzlich geklärt werden, welche unbaren Alternativen akzeptiert werden. Eine juristische Formulierung wie‚ Akzeptanz eines gebräuchlichen Zahlverfahrens' wäre an der Kasse sicher kaum vermittelbar, es müsste eine ganze Bandbreite an Zahlungssystemen akzeptiert werden - mit entsprechenden Kosten für die Gewerbetreibenden. Immerhin sind die Karten außereuropäischer Zahlungssysteme heute bei vielen Kunden präferiertes Zahlungsmittel. Ihnen wäre eine weitere Stärkung ihrer Marktposition dann sicher.
 
Ist eine gesetzliche Akzeptanzpflicht für Karten aus anderen Gründen empfehlenswert?
Der Koalitionsvertrag geht ausdrücklich und allein auf die gewünschte Wahlfreiheit für Kunden ein. Inzwischen werden aber auch andere Ziele herangezogen wie die Verhinderung von Steuerbetrug oder eine Förderung der Digitalisierung. Es besteht allerdings keine Gewissheit, ob diese durchaus berechtigten Ziele mit einer Karten-Akzeptanzpflicht erreicht oder gefördert werden und welche Nebeneffekte zu erwarten sind. Der HDE empfiehlt daher eine umfangreiche Folgenabschätzung des Vorhabens, bevor unumkehrbare Fakten geschaffen werden. Im Übrigen setzen wir uns für die Etablierung eines Beirates ein, der sich mit den Themen des Bezahlens im Alltag befasst, der Kompromisse finden und die künftige Regierung beraten kann.
 
Eine unreflektierte gesetzliche Forderung nach unbarer Akzeptanz wäre zunächst ein großes Konjunkturprogramm für Anbieter von Zahlungsdiensten. Um hier Fehlentwicklungen ausgleichen zu können, die letztlich auch dem Verbraucher schaden, muss dem Gewerbetreibenden eine verursachergerechte Kostenanlastung ermöglicht werden. Karteninhaber wissen heute nicht um die Kosten, die sie mit ihrer Kartenzahlung auslösen, da eine Weitergabe der Kosten in den meisten Fällen gesetzlich untersagt ist oder in den AGB der Anbieter ausgeschlossen wird.
 

DAS WAR DIE WOCHE
 
Beim Stadtgespräch zur Lüner Innenstadtentwicklung analysierte HDE-Bereichsleiter Michael Reink die aktuelle Situation des Einzelhandels und zeigte mögliche Perspektiven auf.
 
Beim Wirtschaftsforum für Handel und Dienstleistung Ostwestfalen-Lippe, kurz HANDELSFORUM genannt, sprach HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in der Bielefelder Stadthalle über die aktuellen Herausforderungen für den Einzelhandel in Deutschland. (Foto: Mark Gnoth)

TERMINE, TERMINE
30.04.2025
Webinar: Videoinhalte auf Social Media
Immer mehr Unternehmen versuchen, mit kurzen, unterhaltsamen Videos Aufmerksamkeit zu generieren. Doch wie ist man mit Videoinhalten erfolgreich? Das Mittelstand-Digital Zentrum Handel gibt in seinem kostenfreien Webinar Einblicke und erklärt dabei, welche Ziele Händler mit Videos auf Social Media verfolgen können.
 
mehr...
07.05.2025
Augmented Reality am Point of Sale
Kunden erwarten heute mehr als nur Produkte – sie wollen Informationen, Transparenz und ein interaktives Einkaufserlebnis. Augmented Reality bietet die Möglichkeit, digitale Inhalte nahtlos in die reale Einkaufswelt zu integrieren und den Point-of-Sale in eine innovative Erlebniswelt zu verwandeln. Das kostenlose Webinar richtet sich an Händler, Marketingverantwortliche und alle, die digitale Technologien nutzen möchten, um ihr stationäres Geschäft innovativer zu gestalten.
 
mehr...
 
www.einzelhandel.de