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20.11.2025 
RETAIL Weekly by handelsjournalHDE - Handelsverband Deutschland
AUFREGER DER WOCHE
Wirtschaftsverbände warnen: Rentenpaket überdehnt Tragfähigkeit des Systems
 
Der Streit um das Rentenpaket 2025 spaltet nicht nur die Union, sondern die gesamte Gesellschaft. Denn die Milliardensummen, mit denen die Bundesregierung das Rentenniveau in Deutschland stabilisieren will, würden den Bundeshaushalt und kommende Generationen in einem untragbaren Ausmaß belasten. 32 Wirtschaftsverbände, darunter der HDE, fordern darum in einem Brandbrief an die Regierungsparteien, das Rentenpaket im Bundestag vorerst nicht zu beschließen.
 
Die unterzeichnenden Verbände, die für mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland stehen, warnen eindringlich vor einem Kollaps des Rentensystems: Laut aktuellen Berechnungen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft würde das geplante Rentenpaket den Bund bis zum Jahr 2050 zusätzlich rund 480 Milliarden Euro kosten – das entspricht in etwa dem gesamten Volumen des schuldenfinanzierten Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaschutz. Die jährlichen Mehrkosten stiegen gegenüber der geltenden Rechtslage von 18,3 Milliarden Euro (2031) auf 27 Milliarden Euro (2050).
 
Diese Rentenpolitik ist weder generationengerecht noch nachhaltig finanzierbar. Denn die Beschäftigten würden wegen der riesigen Schulden zugunsten der Rentner immer weniger vom eigenen Arbeitseinkommen übrigbehalten: Entweder müssen sie immer höhere Rentenbeiträge oder immer höhere Steuern zahlen, um das riesige Loch in der Rentenversicherung zu stopfen. In der Folge dieser Kostenexplosion würden die Unternehmen drastisch an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Dazu darf es nicht kommen: Denn wer es kann, wird im Ausland womöglich günstigere Rahmenbedingungen suchen und finden sowie Arbeitsplätze dorthin verlagern. Dann gerät das ganze bisherige umlagefinanzierte Rentensystem in Schieflage.
 
Die Unionsspitzen haben in dieser Woche bekräftigt, dass sie die Abstimmung nicht aufschieben und die Diskussion zum Jahresende abschließen wollen. Diese Haltung ist nicht nachvollziehbar, hat doch die Rentenkommission, die sich mit der langfristigen Neuordnung des Systems ab 2031 befassen soll, ihre Arbeit noch gar nicht aufgenommen. Der HDE und die weiteren Unterzeichner des Brandbriefs fordern, die Entscheidung über das Rentenpaket 2025 zu vertagen, bis die Rentenkommission ihre Vorschläge erarbeitet hat. Die Ergebnisse sollten bis Sommer 2026 vorliegen.
 
Schon jetzt sind Reformoptionen klar, um das Umlagesystem nachhaltig zu stabilisieren und Verantwortung für die Zukunft junger Menschen zu übernehmen: Die Rente mit 63 muss abgeschafft werden. Stattdessen brauchen wir eine Deckelung der Sozialversicherungsbeiträge bei einer Obergrenze von 40 Prozent, eine leichte Anpassung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung und höhere Abschläge für Frührentner. Das geplante Rentenpaket 2025 ist ein gefährlicher Irrtum, der die Wirtschaft schädigt und die Zukunft unseres Sozialstaats aufs Spiel setzt.
 
DIE GUTE NACHRICHT
Temu & Co.: 150-Euro-Zollfreigrenze soll schon 2026 fallen
Seit geraumer Zeit kämpft der HDE dafür, dass unfair agierende Drittstaatenanbieter in die Schranken verwiesen werden, die systematisch Rechtsverstöße begehen und davon im Wettbewerb mit hiesigen Handelsunternehmen profitieren. Nun belohnt ein Etappensieg die Bemühungen: So haben die EU-Finanzminister in der vergangenen Woche beschlossen, die Zollfreigrenze in Höhe von 150 Euro für Pakete aus Drittstaaten abzuschaffen – und das nicht erst wie bisher geplant im Jahr 2028.
 
Die EU hat den dringenden Handlungsbedarf erkannt und will schon im ersten Quartal 2026 eine Übergangslösung präsentieren, um den Zustrom kleiner Pakete aus Fernost zeitnah zu begrenzen. Ursprünglich war vorgesehen, erst ab 2028 – mit der Inbetriebnahme des neuen EU-Zolldatenhubs – Zölle auf Waren aus Drittstaaten auch unter einem Wert von 150 Euro zu erheben. Die rasche Abschaffung der Zollfreigrenze ist ein wichtiger erster Schritt für fairere Wettbewerbsbedingungen, weitere müssen folgen. So forderte Grünen-Chefin Franziska Brantner Finanzminister Lars Klingbeil auf, bei seiner China-Reise in dieser Woche klare Worte gegen die unfairen Praktiken von Temu und Shein zu finden. Brantner fordert ein Verkaufsverbot für chinesische Billigprodukte, die nicht europäischen Standards entsprechen. Die Botschaften des HDE sind in der Politik angekommen, jetzt geht es um schnelle und spürbare Konsequenzen.

RAT UND TAT
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Wie lassen sich die Insights im eigenen Social-Media-Businness-Account interpretieren, um Zielgruppen besser verstehen und Reichweiten erhöhen zu können? Welche Content-Formate werden von Kunden ebenso bevorzugt wie vom Algorithmus?
 
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IM GESPRÄCH
Stephan Tromp
Stellvertretender Hauptgeschäftsführer HDE
 
Herr Tromp, welche Bedeutung haben die Aktionstage Black Friday und Cyber Monday für den Handel?
Seit Beginn der Datenerfassung 2016 sind die Ausgaben zu Black Friday und Cyber Monday kontinuierlich gestiegen, zwischenzeitlich sogar um mehr als zwanzig Prozent im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr. Die Aktionstage sind also eine echte Erfolgsgeschichte für die Branche und unverzichtbare Umsatzbringer mit Blick auf das so wichtige Weihnachtsgeschäft.
 
Auch in diesem Jahr planen viele Verbraucherinnen und Verbraucher, den Black Friday und den Cyber Monday für die Schnäppchenjagd zu nutzen. Doch die anhaltend schwache Konsumstimmung dämpft die Erwartungen, erstmals gehen die Aktionsausgaben etwas zurück.
 
Mit welchen Umsätzen kann der Handel rechnen?
Nach aktueller HDE-Prognose wird der Umsatz zu Black Friday und Cyber Monday in diesem Jahr bei 5,8 Milliarden Euro liegen. Das ist gleichbedeutend mit einem Rückgang um knapp zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schon im Jahr 2023 legten die Umsätze im Vorjahresvergleich nur noch geringfügig zu, bevor der Aufwärtstrend im Jahr 2024 auf hohem Niveau zum Stillstand kam und das Umsatzniveau des Vorjahres nicht mehr übertroffen wurde. Wie bereits im Vorjahr entfallen 2025 rund 1,6 Milliarden Euro der Ausgaben an Black Friday und Cyber Monday auf Weihnachtseinkäufe. Die Aktionstage setzen im Weihnachtsgeschäft also wieder spürbare Impulse.
 
Warum sind die Aktionstage so beliebt?
Gerade jetzt, in der wirtschaftlich angespannten Lage, sind die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders preissensibel und wissen daher Sonderangebote zu schätzen. Wie eine vom HDE beauftragte Umfrage zeigt, will mit 48 Prozent fast die Hälfte der Befragten zum Black Friday auf Schnäppchenjagd gehen, zum Cyber Monday mehr als ein Drittel. Somit wollen an den Aktionstagen etwas mehr Menschen reduzierte Produkte kaufen als noch im Vorjahr. Zudem zeigen die Umfrageergebnisse, dass an den beiden Tagen nicht nur zusätzliche Käufe getätigt werden, sondern in diesem Jahr auch mehr Käufe zur notwendigen Versorgung.
 
Mehr Informationen

DAS WAR DIE WOCHE
 
Bundeskanzler Friedrich Merz war beim Handelskongress Deutschland zu Gast und diskutierte mit den über 1.000 Teilnehmern über den Einzelhandel und die politischen Forderungen der Branche. (Foto: Jörg Sarbach/Handelskongress).
 
Mehr Fotos vom Handelskongress
 
Am Vorabend des Handelskongresses Deutschland war Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas beim Branchengipfel des Handels zu Gast und sprach mit Spitzenvertretern aus HDE-Mitgliedsunternehmen sowie Vertretern der Landes- und Bundesfachverbände. (Foto: Mario Firyn).
 
 

TERMINE, TERMINE
16.12.2025
KI-Chatbots sicher einsetzen
Der Einsatz von KI-Chatbots in Unternehmen wirft die Frage auf, wie Sprachmodelle mit sensiblen Daten umgehen. Ein kostenloses Online-Seminar des Mittelstand-Digital Zentrums Saarbrücken erklärt, welche Standardeinstellungen Risiken bergen und wie Händler die wichtigsten Datenschutzeinstellungen von ChatGPT & Co. anpassen.
 
mehr...
19.12.2025
KI-Recht: Ihre Fragen an den Anwalt
Ob Fragen zur Umsetzung konkreter KI-Projekte, zur Datenverarbeitung, zur Klassifizierung nach Risikogruppen oder zu rechtlichen Unsicherheiten im Alltag: In einer kostenlosen Fragerunde des Mittelstand-Digital Zentrum Handel gibt ein Fachanwalt für IT-Recht Rat und Antworten. Eine Anmeldung ist erforderlich.
 
 
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www.einzelhandel.de